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Physiotherapie nach einer Knorpel-Operation am Knie

Aktualisiert: vor 6 Tagen

Anneke wurde zum Wintertreffen der GOTS (Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische-Sportmedizin) eingeladen und hielt einen Vortrag über die physiotherapeutischen Behandlungsmöglichkeiten nach einer Knorpeloperation. ZuhörerInnen waren SpezialistInnen aus verschiedenen Fachdisziplinen schweizweit. Mehr Informationen zum Event hier: GOTS – Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (gots-schweiz.ch)


Knorpel


Der Knorpel ist eine Form des Bindegewebes, welcher eine hohe Reissresistenz und Druckelastizität aufweist. In unserem Körper befinden sich drei verschiedene Typen von Knorpel: der hyaline Knorpel, elastische Knorpel und der Faserknorpel. Wir beziehen uns in diesem Beitrag auf den hyalinen Knorpel, der sich in unseren Gelenken befindet. Er enthält keine eigenen Gefässe, sprich keine Blut- und Lymphgefässe sowie Nerven. Wird er nicht durchblutet, hat er somit nach einer Verletzung kein eigenes Heilungspotenzial. Durch die fehlenden Nerven kommen die Schmerzen, die wir empfinden, nicht vom Knorpel sondern von benachbarten, möglicherweise entzündetem Gewebe. Ernährt wird ein Knorpel von der umliegenden Gelenksflüssigkeit und Knorpelhaut, diese bildet sich unter anderem durch adäquate Bewegung, die wir von aussen zuführen. Der Knorpel dient in einem Gelenk als Stütze und Stossdämpfer zwischen den Knochen und Gelenkflächen.


Behandlung - Operation?


Ein Knorpel kann durch ein Trauma, zum Beispiel Anpralltrauma (Sturz) oder Verdrehung passieren oder sich auch durch länger anhaltende Fehl- oder Überbelastungen entwickeln. Es können Begleitverletzungen auftreten, zum Beispiel im Kniegelenk ein Riss des Kreuzbandes oder Meniskus. Die Indikation für eine operative oder für konservative Behandlung bei den Knorpelverletzungen wird mit dem behandelten Arzt oder der Ärztin angeschaut. Viele Faktoren müssen dabei berücksichtigt werden: Alter, Begleitverletzungen, Lokalisation der Knorpelverletzung, Grösse der Läsion, Anforderungsprofil und Ziele der verletzten Person, und viele weitere.


Nachbehandlung - Physiotherapie


Falls die Knorpelverletzung operiert werden musste, ist die direkte physiotherapeutische Behandlung unabdingbar. Ein:e PhysiotherapeutIn informiert sich welche Operationsmethode durchgeführt wurde, welcher Teil des Gelenks und Knorpel betroffen war und welche Einschränkungen vom Arzt oder der Ärztin für die Anfangszeit empfohlen werden. Hilfreich kann sein, wenn diese Unterlagen bereits zum ersten Termin der Physiotherapie mitgebracht werden.

Es kann sein, dass die Beugung im Kniegelenk noch nicht endgradig durchgeführt werden darf, weshalb eine Schiene diese limitiert. Häufig bekommt man Stöcke und darf für die ersten Wochen nicht ganz auftreten. All diese Massnahmen können je nach Operationseingriff 2-6 Wochen andauern. In der Nachbehandlung unterscheiden wir zwischen drei Phasen:

  • die erste Phase, Schutzphase, dauert von Woche 1-6,

  • die zweite, funktionelle und aktive Phase, Woche 6-12,

  • die letzte Phase kann bis zu über einem Jahr dauern und beinhaltet die Rückkehr in den Sport bis ggf. das vorherige Leistungsniveau erreicht wurde.

Phase 1


Die Ziele der ersten Phase beziehen sich auf die Förderung der Wundheilung und leichte Aktivierung der Muskulatur und des Gelenks. Häufig ist das operierte Gebiet am Anfang geschwollen und schmerzt. Da zu Beginn nur eine Teilbelastung an Stöcken erlaubt ist, wird in der Physiotherapie kontrolliert, dass das richtige Abrollen des Fusses durchgeführt wird. Oft wird eine Schiene getragen, die je nach Operation in der Bewegung eingeschränkt ist, um die Heilung nicht zu stören. Ganz wichtig ab Tag 1 der Operation steht die frühzeitige Mobilisation des Gelenks, das Beugen und Strecken des Knies. Auch die Muskulatur darf bereits unbelastet aktiviert und im Verlauf trainiert werden. Weniger ist in dieser Phase noch mehr, aber bald wird die zunehmende Belastung ganz wichtig.


Phase 2


Die zweite Phase hat das Ziel die volle Beweglichkeit des Gelenks wiederherzustellen und die Vollbelastung ohne Stöcke und Schiene zu ermöglichen. Im Verlauf der zweiten Phase sollte der Kraftunterschied im Seitenvergleich (linkes und rechtes Bein) möglichst gering sein, welches durch verschiedene Übungen erreicht werden muss. Der:die PhysiotherapeutIn sollte dabei so oft wie möglich, so viel wie nötig, die Ausführungen kontrollieren und stetige Anpassungen instruieren. Im Fokus stehen bereits jetzt die Anforderungen des:der PatientIn im Alltag, Beruf und beim Sport, damit die richtige Übungsauswahl getroffen wird. Es kann helfen, die Übungen mit einem Video aufzunehmen, um mögliche Fehlbelastungen als PatientIn selbst zu sehen aber auch, um die richtige Ausführung daheim immer wieder anschauen zu können. Das Training wird immer komplexer und funktioneller und sollte die Komponenten Kraft, Koordination, Gleichgewicht, Beinachsenstabilität, Schnelligkeit und Beweglichkeit beinhalten.


Phase 3


Die Rückkehr in den Sport und die vorherige Leistungsfähigkeit ist für viele Betroffene das wichtigste und langfristige Ziel der gesamten Rehabilitation. Und auch nach einer Knorpeloperation ist beides möglich, kann aber bis zu 18 Monate dauern, je nach Operation aber auch unter 1 Jahr. Hier wird die Behandlung immer individueller gestaltet und in Absprache mit dem operierenden Arzt oder der Ärztin, ggf. TrainerIn, ErnährungstherapeutIn, SportpsychologIn und weitere getroffen. Fragebögen, Krafttests und funktionelle Testbatterien (bei uns z.B. das Orthelligent Pro) sollten bei der Entscheidung helfen, ob das operierte Bein aber auch der:die PatientIn bereit für die Rückkehr in den Sport und später auch Abschluss der Therapie ist.


Zusammenfassung und Zielführung

Wichtig ist die physiotherapeutische Nachbehandlung im Anschluss an eine Knorpel-Operation. Ggf. besteht die Möglichkeit bereits vor dem Eingriff einige Sitzungen Physiotherapie zu besuchen, um wichtige Instruktionen zum Thema Gang, Mobilisation und Muskelaktivierung zu erhalten sowie die Schmerzen und Entzündungszeichen auf ein angemessenes Niveau zu halten. Die Behandlung sollte individuell gestaltet werden und im Verlauf stetig angepasst werden.



Autorin:

Anneke Penny


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Referenzen:

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